Ein Tag zum Mitforschen: Talentierte Schüler zu Besuch bei BIOSS
„Jetzt könnte ich mir problemlos selber ein Mikroskop basteln.“ Auch Dr. Tudor Bartoi, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Labor von Jun.-Prof. Dr. Max Ulbrich, hat von der Arbeit mit den Schülern der Kulturakademie gelernt.
Am 5. September 2013 durften die Signalforscher von morgen bei BIOSS schon einmal Laborluft schnuppern. 20 talentierte Schülerinnen und Schüler aus ganz Baden-Württemberg kamen für die Kulturakademie Baden-Württemberg ins Signalhaus, um einen Tag lang mit den BIOSS-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen zu forschen.
Signalhaus und Innenhof ©Joachim Lerch
Um kurz nach neun begrüßten Prof. Dr. Michael Reth, Sprecher des Exzellenzclusters, und Kari Reulecke, Assistant Manager in der Administration der BIOSS Geschäftsstelle, den Forschernachwuchs mit ein paar Worten zur Zelle und zur Signalforschung, bevor sie in fünf Gruppen aufgeteilt wurden. Ob in der Zelle oder zwischen Zellen: man braucht viel Aufwand um zu verstehen, wie Signale übermittelt werden. Nicht nur weil die Proteine, die meistens die Funker der Zelle spielen, schrecklich klein sind; sie sind auch noch schlecht zu greifen. Man muss sie markieren, isolieren, verändern um zu merken, was sie tun. Die Schüler durften dann in einem Projekt ihrer Wahl mitarbeiten – fünf Möglichkeiten um zu lernen, wie man Signalwege zu fassen kriegt.
11 bis 15 Jahre alt waren die Mädchen und die Jungs, die dieses Jahr am Programm der Kulturakademie teilgenommen haben. Die Auswahl erfolgte wie jedes Jahr seit 2010 auf Vorschlag der Schulleiter der allgemeinbildenden Schulen in ganz Baden-Württemberg und nach einem speziell für dieses Projekt entwickelten Eingangstest. Mit der Unterstützung der Kooperationspartner vor Ort veranstaltet die Kulturakademie Kreativwochen in den Sommer- und Faschingsferien. Das Ziel dieser Initiative der Stiftung Kinderland ist, kreativen und talentierten Schülerinnen und Schülern die Chance zu geben, ihre Begabung in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Musik und MINT zu entwickeln und zu vertiefen. Für den Teilbereich MINT kooperiert die Stiftung mit dem Förderverein Science and Technology e.V.
In den Projektgruppen, die durch Mitglieder der BIOSS-Labore angeleitet wurden, lernten sie verschiedene Aspekte der Signalforschung kennen.
Jun.-Prof. Dr. Max Ulbrich und Dr. Tudor Bartoi bauten mit ihrer Gruppe ein Mikroskop und die Schüler lernten, was Fluoreszenz ist. Diese Lichteigenschaft wird genutzt, um Proteine sichtbar zu machen.
Die Gruppe von Jun.-Prof. Dr. Winfried Römer und Stefan Müller beobachtete, wieder mit Hilfe von Fluoreszenzmikroskopie, wie Giftstoffe in menschliche Zellen eindringen.
Dr. Susana Minguet und Gina Fiala zeigten den Teilnehmern wie man B und T Lymphozyten anschauen und erkennen kann. So lernten die Schüler viel über diese Blutzellen, aber auch wie man sie mit Durchflusszytometrie aufspüren kann.
Im Labor von Dr. Thomas Wossning wurde DNA isoliert und verändert.
Mit Hilfe einer Methode, die im Labor bei BIOSS entwickelt wurde, testeten Dr. Natasha Sprossmann und ihre Gruppe handelsübliche Milch auf die Anwesenheit von Antibiotika.
Jun.-Prof. Max Ulbrich zeigt, Milch auf Antibiotika testen mit Dr. Natasha Sprossmann
wie man ein Mikroskop baut ©Joachim Lerch
©Joachim Lerch
Dann ging es ans Präsentieren: Auch das ist Teil des Forscherdaseins. Das fiel den Schülern gar nicht schwer. Mit Flipcharts und Markern bewaffnet versuchten die Teilnehmer innerhalb von 30 min ihr Projekt anschaulich und verständlich darzustellen.
Um 15:15 Uhr war es dann so weit. Der Seminarraum war voll und die Süßigkeiten, die Kari Reulecke als Nervennahrung verteilte, waren nicht notwendig, um die Anwesenden bei Laune zu halten. Jede Gruppe stellte in einem fünfminütigen Vortrag vor, was sie am Tag erforscht und gelernt hat und auch was für Fragen während der Arbeit aufkamen. Alle waren sich einig, dass die Zeit viel zu schnell vergangen sei und dass nicht nur die jungen Gäste neue Erfahrung nach Hause mitnehmen würden, sondern auch die BIOSS Forscher: „Ich habe insofern selbst von dem Praktikum profitiert, als dass mir die Grundprinzipien der Lichtmikroskopie endlich in vollem Umfang klar geworden sind. Jetzt könnte ich mir problemlos selber ein Mikroskop basteln. Seitens der Teilnehmer sind mir die hohe Motivation und das große Interesse positiv in Erinnerung geblieben. Davon könnte sich so mancher Student eine Scheibe abschneiden.“ So äußerte sich Dr. Tudor Bartoi zu seiner Erfahrung mit den Kulturakademie-Teilnehmern.
BIOSS freut sich auf weitere Kulturakademiebesuche und die Schüler hat es hoffentlich dazu inspiriert, die biologische Signalforschung in Zukunft mit ihren Ideen zu bereichern.
Vortrag vorbereiten im Innenhof des Signalhauses:
der Titel steht schon ©Joachim Lerch