BIOSS
Centre for Biological Signalling Studies

Freigelegte Region ist unverzichtbar

Forscherteam entschlüsselt wichtigen Schritt in der Aktivierung der T-Zellen im Immunsystem.

Forscherteam entschlüsselt wichtigen Schritt in der Aktivierung der T-Zellen im Immunsystem


Einem Team um BIOSS-Mitglied Prof. Dr. Wolfgang Schamel vom Institut für Biologie III der Universität Freiburg und Prof. Dr. Balbino Alarcón vom Zentrum für Molekularbiologie Severo Ochoa der Autonomen Universität Madrid/Spanien ist es gelungen, einen wichtigen Schritt in der Aktivierung der so genannte T-Zellen des Immunsystems zu entschlüsseln. Bei Menschen und Mäusen entscheiden T-Zellen, ob eine Abwehrreaktion gegen Fremdkörper aktiviert wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen verhindern, dass der zentrale Rezeptor der T-Zellen (TCR) irrtümlicherweise auch körpereigenes Gewebe als zu bekämpfende Fremdkörper erkennt und dadurch Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose hervorgerufen werden. Dafür müssen Forschende zunächst einmal die einzelnen Schritte der TCR-Aktivierung aufdecken.

Veröffentlichung in „The Journal of Immunology“

Ihre Ergebnisse zur Freilegung der prolinreichen Region, einer Aminosäuresequenz im TCR, haben Alarcón und Schamel in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „The Journal of Immunology“ veröffentlicht. Die American Association of Immunologists hob diese Publikation als Highlight hervor.

Strukturänderung beim TCR

Sobald Fremdkörper wie Bakterien oder Viren auf den TCR treffen, löst diese Anbindung im Rezeptor den Prozess der Phosphorylierung aus, der die Immunabwehr aktiviert. Bisher konnten Wissenschaftler nicht erklären, wie die Information, dass eine Anbindung stattgefunden hat, ins Innere des TCR weitergeleitet wird. Alarcón und Schamel wiesen vor einiger Zeit nach, dass eine Strukturänderung beim Rezeptor erfolgt, sobald ein Fremdköper von außen bindet: Die prolinreiche Region ist im Inneren des TCR versteckt, nach einer Anbindung öffnet sich der untere Bereich des Rezeptors und legt die Region frei. Dass das für die Phosphorylierung wichtig ist, konnten die Wissenschaftler jetzt durch Untersuchungen der prolinreichen Region belegen.

Prolinreiche Region ist unverzichtbar

Das Team um Alarcón hat die Rezeptoren in Mäusen so verändert, dass die prolinreiche Region nicht mehr existiert. Dr. Aldo Borroto in Madrid und Dr. Elaine P. Dopfer in Freiburg zeigten, dass der TCR daraufhin nicht mehr funktioniert, da er nicht mehr phosphoryliert wird. In einem nicht veränderten Rezeptor bindet sich jedoch, so das Forscherteam, die prolinreiche Region nach der Freilegung an das Adapterprotein Nck. Diese Interaktion baute Dopfer in vitro nach, sodass sie quantitative Belege für die Studie erbringen konnte. Die Forschung fand im Rahmen des EU-Netzwerks SYBILLA “Systems biology on T-cell activation” statt, in dem Schamel und Alarcón Partner sind.

Besseres Verständnis des Ablaufs

Durch ihre gemeinsame Arbeit bewiesen die Wissenschaftler in Freiburg und Madrid, dass die Anwesenheit und Freilegung der prolinreichen Region elementar ist, damit der TCR und infolgedessen die Immunabwehr aktiviert werden. Durch diese Erkenntnis wird nun der Ablauf von der Bindung eines Fremdkörpers bis hin zur Antwort des Immunsystems besser verstanden. Jetzt besteht die Möglichkeit, die weiteren, bisher noch nicht analysierten Schritte zu entschlüsseln.

Die prolinreiche Region ist im Inneren des Rezeptors der T-Zelle versteckt (links), nach einer Anbindung eines Antigens öffnet sich der untere Bereich des Rezeptors und legt die Region frei (rechts).

Originalpublikation:

Nck recruitment to the TCR required for ZAP70 activation during thymic development.
Borroto A, Arellano I, Dopfer EP, Prouza M, Suchànek M, Fuentes M, Orfao A, Schamel WW, Alarcón B.
J Immunol. 2013 Feb 1;190(3):1103-12

http://www.jimmunol.org/content/190/3/1103.long