BIOSS
Centre for Biological Signalling Studies

iGEM Team Freiburg: Das diesjährige Projekt

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Es wird ernst für FREIGEM 2011, dem aktuellen Freiburger iGEM Team. Der erste Workshop mit Vertretern des MIT, Massachusetts Institute of Technology, fand Ende Mai in Spanien statt. Das Regional Jamboree für die aus Europa teilnehmenden Teams wird vom 30. September bis 2. Oktober in Amsterdam abgehalten. Und vom 5. – 7. November geht es zum World Championship Jamboree am MIT. Ein guter Zeitpunkt für einen Zwischenstand: Tobias Knust vom Freiburger iGEM Team berichtet über die bisherigen Erfahrungen und stellt das diesjährige Projekt vor.


Ende Mai fand das Vortreffen der europäischen Teams zum diesjährigen iGEM-Wettbewerb in Carmona, in der Nähe von Sevilla, statt. Nahmen daran auch Vertreter des MIT teil?

Mit dabei beim sogenannten „teachers workshop“ waren einige der großen Persönlichkeiten von iGEM: Tom Knight, Professor am MIT und Erfinder des für iGEM genutzten BioBrick Standards, Randy Rettberg, der Direktor von iGEM, und Meagan Lizarazo, die stellvertretende Direktorin. Randy Rettberg hat uns das Prinzip von iGEM und die Idee, die dahinter steht, vorgestellt. Außerdem hat uns Tom Knight erklärt, wie die Arbeit mit den BioBrick Standard funktioniert und warum dieser entwickelt wurde.

Was haben die anwesenden iGEM-Teams präsentiert?

Um den neuen Teilnehmern einen Überblick über die Arbeit zu geben, die auf sie zukommen wird, haben Repräsentanten von zwei Teams aus dem letzten iGEM Wettbewerb den Weg und die Probleme, auf die diese Teams im Nachhinein zurückblicken können, veranschaulicht. Im Anschluss haben sich alle Teams vorgestellt und einen kurzen Überblick über den Aufbau des Teams und über die geplanten Projekte gegeben. Die Teilnehmer sind aus ganz Europa zu dem Workshop gekommen: Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Niederlande und natürlich Spanien, sogar aus Südafrika reiste ein Repräsentant an. Am Abend haben wir alle noch angeregt über iGEM und die Formate der Jamborees und Preisverleihungen diskutiert.

Hat sich die Teilnahme an dem Workshop für das Freiburger Team gelohnt?

Rückblickend ist das Treffen - trotz langer An- und Abreise für einige von uns Teilnehmern - sehr informativ gewesen. Unser (philosophisches) Projekt, welches ich im Auftrag des Freiburger iGEM-Teams in Carmona vorgestellt habe, hat sehr viele Leute interessiert. Und ich konnte Kontakte zu den Teams aus Paris, München, Bielefeld, Delft und Edinburgh knüpfen.

Welche Forschungsaufgabe hat sich das diesjährige Freiburger iGEM-Team gestellt?

Wir wollen die Routine-Arbeit von Biologen vereinfachen, indem wir einen harmlosen Stamm des Darmbakteriums E. coli derart modifizieren, dass die Produktion biotechnologisch interessanter Proteine durch Licht induzierbar wird. Nach einer schonenden aber effizienten Lyse der Bakterien erfolgt die Proteinreinigung durch ein von uns neu entwickeltes Tool, den Präzipitator. Dies ist ein von uns designtes Protein, mit dem man das gewünschte Zielprotein ähnlich dem Prinzip einer Nickel-NTA Säule aufreinigen kann. Dank der Eigenschaften dieses lebenden, sich selbst replizierenden Systems, steht dem Wissenschaftler innerhalb kürzester Zeit eine Auswahl an Produkten in gewünschter Menge zur Verfügung. Gerade für Labore mit wenig Kapital soll es eine Möglichkeit darstellen, trotzdem effizient zu arbeiten.

Was ist das Ziel dieses Projekts?

Dieses, und unser „philosophische“ Projekt, einen allgemeinen und für die Öffentlichkeit verständlichen Verhaltenskodex für Wissenschaftler, ähnlich des Hippokratischen Eids für Mediziner, zusammenzufassen und zu kommunizieren, haben einen globalen sozialen und wirtschaftlichen Rahmen. Sie zielen darauf ab, die Angst vor der „bösen“ Gentechnik zu nehmen und es Labors mit geringen finanziellen sowie technischen Mitteln (z.B. in Gebieten wie Südamerika oder Afrika) zu ermöglichen leichter Forschen und Entwickeln zu können. Daher sind unsere Chancen eines der europäischen Teams zu sein, das zur Weltmeisterschaft nach Boston fahren darf, meines Erachtens relativ gut.

Was sind die größten Hürden bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb?

Leider treten bei uns schon erste Probleme auf, welche auf die schlechte Arbeitsweise der vielen internationalen Teams der bisherigen Wettbewerbe zurückzuführen ist, auf deren BioBricks (Parts) wir für unser Projekt angewiesen sind: Viele dieser Parts sind nicht oder nur schlecht dokumentiert, oft leider falsch benannt oder gar fehlerhaft, so dass wir sie nicht nutzen können und neu herstellen müssen. Dies ist sehr zeitaufwendig, aber auch ein altbekanntes Problem, welches vom iGEM Management bereits aufgegriffen wurde.

 

hintere Reihe: Jakob Käppler, Michael Reth, Tobias Knust, Sandra Wassner, Sophie Cramer, Rüdiger Trojok

vordere Reihe: Ilinca Tudose, Julia Müller, Theodhor Tiko

nicht auf dem Bild: Hemin Faraidun, Manuel Hiß

Weitere Infos über das Projekt und die Teammitglieder sowie Videomaterial finden sich auf: http://2011.igem.org/Team:Freiburg