BIOSS
Centre for Biological Signalling Studies

Mädels vor! Girls‘Day bei BIOSS

Für die einen waren die Bakterien am spannendsten, für die anderen die leuchtenden Zebrafischembryos. „Unter grünem Licht leuchten die Augen, unterm nächsten Mikroskop mit rotem Licht die Nervenbahnen“. Im Labor von Juniorprofessorin Virginie Lecaudey beobachten acht junge Schülerinnen, wie sich aus einer Eizelle ein Zebrafisch entwickelt.

Für die einen waren die Bakterien am spannendsten, für die anderen die leuchtenden Zebrafischembryos. „Unter grünem Licht leuchten die Augen, unterm nächsten Mikroskop mit rotem Licht die Nervenbahnen“. Im Labor von Juniorprofessorin Virginie Lecaudey beobachten acht junge Schülerinnen, wie sich aus einer Eizelle ein Zebrafisch entwickelt.

Bereits nach 24 Stunden fängt das Herz an zu schlagen, und es kommt zu den ersten Bewegungen. Nach 48 Stunden kann der Embryo frei schwimmen. Ein Handout verdeutlicht das noch mal. Virginie Lecaudey hat eine Professur für Organogenese, sie erforscht am Zebrafisch als Modellorganismus, welche Signalprozesse daran beteiligt sind, damit aus Zellverbänden Organe entstehen. Alles im Labor der jungen BIOSS-Professorin ist für die Mädchen neu, vieles wird kommentiert. „Das Desinfektionsmittel hat so gut gerochen“, gehört genauso dazu wie „die weißen Kittel find ich cool.“ Ob Jungen das auch wahrnehmen würden, ist heute nicht festzustellen. Es ist GirlsDay, „Mädchen-Zukunftstag“, und die Mädels sind allein unterwegs. Seit 2001 hat sich der Bekanntheitsgrad der einmal im Jahr stattfindenden Veranstaltung stetig gesteigert. Es geht um Einblicke in männlich dominierte Berufsfelder wie Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften und auch um Frauen in Führungspositionen. BIOSS, das Centre for Biological Signalling Studies, Exzellenzcluster der Uni Freiburg, hat eingeladen, Forscherinnen, Forschern und den technischen Angestellten im Labor über die Schulter zu gucken. Zwei Gruppen mit je acht Schülerinnen waren einen Vormittag unterwegs im Institut für Biologie I und im ZBSA, dem mit modernsten Geräten ausgestatteten Zentrum für Biosystemanalyse der Uni Freiburg.

Während eine Gruppe die Zebrafische in der Bio I bestaunt, trifft sich die andre im ZBSA bei der Diplombiologin Andrea Weber, die die BIOSS-Toolbox leitet. Das BIOSS-Netzwerk wird durch ein Ressourcenzentrum für Signalingenieurinnen und Signalingenieure und eine hochmoderne Plattform zur Gen- und Proteinanalyse unterstützt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Signalprozessen in und zwischen Zellen beschäftigen, können bei Andrea Weber und ihren drei Technischen Assistentinnen Plasmide bestellen, ursprünglich in Bakterien vorkommende kleine ringförmige DNA-Moleküle. Plasmide sind ein Basismaterial der Zellforschung. Bei Andrea Weber dürfen die Mädchen selbst ans Werk gehen und vom eigenen Fingerabdruck - einmal gewaschen, einmal ungewaschen - eine Bakterienkultur anlegen. Die Mädchen aus Waldkirch, Staufen, Breisach und die Gruppe, die mit ihrer Lehrerin Rita Isenmann vom Heinrich-Hansjakob Bildungszentrum in Haslach im Kinzigtal angereist ist, nehmen anschließend ihre Agar-Platten mit nach Haus. Wenn alles gut geht, sind die Bakterien mit bloßem Auge zu sehen. Anders verhält es sich mit den Bakterien, in die sie vorher in acht Arbeitsschritten DNA eingeschleust haben. Hier kommen einige technische Routinen zum Einsatz, was offensichtlich spannend ist. Die Platten, auf denen diese Kulturen wachsen, bleiben im Labor. So lautet die Vorschrift. Wer aus Freiburg ist, kann seine professionell bei 37 Grad im Labor bebrütete Bakterienkultur in den nächsten drei Tagen im Labor der BIOSS-Toolbox anschauen. Für die Mädels aus dem Kinzigtal wird Andrea Weber die Platten fotografieren und das Ergebnis mailen, so dass sie es mit ihrer Lehrerin diskutieren können.

Nachdem die Gruppen getauscht haben, geht es weiter im BIOSS-Incubator, wo vier promovierte junge Forscherinnen und Forscher in eigenen Laboren selbständig an ihren Projekten arbeiten. Auf die Frage von Dr. Sebastian Herzog: „Wisst ihr, wie man pipettiert“, können nun alle mit ja antworten “ grad gelernt“. Jetzt geht es darum, die eigene DNA zu isolieren. Nur - wie befördert frau ihre Spucke in ein Röhrchen ohne dass es peinlich wird? Ohne Spucke keine DNA. Für manche kein Thema, für andere sichtlich eine Herausforderung. Nach einiger Zeit sind alle so weit: in der Flüssigkeit von 2 ml Röhrchen können sie ihre eigene DNA als weiße Fäden mit bloßem Auge gut sehen. Zum Abschluss werden noch Zellkulturen unter der Lupe bestaunt und dann endet ein ereignisreicher Vormittag, der richtig gut angekommen ist - bei allen Beteiligten. 

Sechs der 12- bis 17jährigen Real- und Gymnasialschülerinnen, die sich bis auf die Gruppe aus dem Kinzigtal zu zweit oder dritt angemeldet hatten, können sich vorstellen, so was mal selbst beruflich zu machen. Mit nach Haus bekommt jede neben Bakterienkultur, DNA im Röhrchen und bebilderten Handouts noch eine Urkunde und eine Tasse mit dem BIOSS-Logo. Nach einem letzten „danke“, „es war echt toll“ und der durchaus weiblichen Anfrage:„ Ich habe meine Spucke in der Tasse. Hast du alles?“, verlässt eine bunte und fröhlich erzählende Schar das ZBSA, während Sebastian Herzog ebenso gut gelaunt mit einem Berg weißer Kittel in den Armen aus dem Labor tritt.

Später gibt es eine kleine Emailkorrespondenz zwischen Andrea Weber und Frau Isenmann: Wie versprochen sende ich Ihnen die Fotos zu unserem kleinen Experiment. Es haben alle toll mit gemacht und wir hoffen es war insgesamt ein schöner Tag für die Mädels.-  Vielen Dank, ich habe die Versuche schon ausgedruckt und werde sie den Mädchen geben. Sie waren alle super begeistert. Der einzige Wermutstropfen war, dass es keine kleine Pause gab. Die Mädchen waren so fasziniert, dass sie nichts verpassen wollten. Aber Ihnen und Ihrem Team nochmals vielen Dank. Es war sehr gut organisiert und auch gut verständlich erklärt. Die Denkmodelle, die Eingangs bei der Einführung verwendet wurden, fand ich sehr gut.

Die nächste gemeinsame Aktivität von BIOSS und dem Heinrich-Hansjakob Bildungszentrum in Haslach ist auch schon auf dem Weg, Frau Isenmann wird die Kompetenzen des Clusters weiter nutzen.